Behindertensportabteilung TuRa Elsen

Große Ereignisse und außerordentliche, medienwirksame Erfolge sind es meist, auf die man als Abteilung eines Sportvereins am Ende eines Jahres gern zurückblickt. Auch mit der Behindertensportabteilung der TuRa ist das nicht anders: Denken wir an 2000, dann haben wir zunächst natürlich glänzende Medaillen und begeisterte Sportlergesichter vor unserem geistigen Auge, denn sowohl bei den Europäischen Spielen in Groningen als auch bei den nationalen Meisterschaften in Berlin waren wir vertreten.
Das zweifellos höherrangige Event waren die kontinentalen Spiele: Wir zögerten nicht lange, als uns Special Olympics Deutschland im Frühjahr bat, die nationale Delegation in Groningen mit einem Coach und zwei Schwimmerinnen zu verstärken. Vielmehr arbeiteten unsere Zivis und Schwimm-Kadertrainer Gunnar Brand fortan intensiv mit Conny Simon und Stephanie Kremliczek auf die erste Juni-Woche hin. Die rein materielle Ausbeute (eine Goldmedaille von Conny Simon) hatte dabei in der Bilanz des glänzend organisierten Sport-Spektakels nicht das entscheidende Gewicht: Vielmehr überwog das gute Gefühl, dass erneut zwei TuRanerinnen Aufmerksamkeit, Anerkennung, Teamgeist und persönliche Leistungsfähigkeit erfahren konnten. Und nicht zuletzt hat unsere Abteilung bei der Organisation "Special Olympics Deutschland" wieder eine vorzügliche Visitenkarte hinterlassen. Deutlich sichtbar waren die Früchte unserer langjährigen Arbeit in manchem Schaufenster: Unser "USA-Goldjunge" Michael Bunge lachte in den Niederlanden als Werbeträger einer Modehauskette von den Plakaten.
Klar, dass wir auch bei den Deutschen Meisterschaften unseren Ansprüchen gerecht werden wollten. Bestens vorbereitet und ausgestattet zog unser 24-köpfiger Tross im September gen Bundeshauptstadt. Die Schwimmmannschaft unter Chefcoach Gunnar Brand und den Betreuern Christina Strodick und Sebastian Sperling hatte mit achtmal Edelmetall verteilt auf neun Sportler (17 Starts) eine gewohnt respektable Ausbeute vorzuweisen. Wesentlich überraschender war der Erfolg der acht Leichtathleten, die von Matthias Brumby, Michael Volmari und Christian Schulze gecoacht wurden. Wenn Treppchen, dann ganz oben: Vier der sechs Leichtathletik-Edelmedall-Plaketten schimmerten Gold!

Zwischen den Wettkampfstätten pendelten Abteilungsleiterin Eva Kremliczek und Michael Tack. Nicht ohne Grund ? die beiden sammelten schon Anregungen für das eigene ehrgeizige Projekt, das inzwischen amtlich ist: 2002 finden die Special-Olympics-Landesmeisterschaften im Schwimmen in Paderborn statt. Der Dachverband entschied sich wohl auch ob des guten Kontaktes zu Michael Tack für Paderborn als Ausrichter: Schon bei den Weltspielen 1999 gehörte der Sozialpädagoge der Schlosswerkstätten und Übungsleiter von TuRa Elsen zum Trainerstab, in Groningen wurde er zum Schwimm-Nationaltrainer berufen und vor den Berliner Spielen musste er gar als Special-Olympics-Repräsentant auftreten. Der Name Paderborn hat besonders dank ihm in der Würzburger Zentrale der Special Olympics einen guten Klang.
Ein schon länger gehegtes Wunschziel wird deshalb für uns zur konkreten Aufgabe, ja sogar zur Verpflichtung: Paderborn darf sich begeistern lassen von der Herzlichkeit geistig behinderter Athleten aus dem ganzen Land. Große finanzielle, logistische und personelle Probleme warten nun allerdings auch auf ihre Lösung.

Wie gesagt, die großen Dinge hebt man besonders gern in einem Rückblick hervor. Doch unser Rückblick wäre unvollständig, ja falsch, blieben die alljährlichen Erfolge und vor allem die außergewöhnlichen Probleme ungenannt. Getroffen hat uns der Abschied von Dr. Uwe Rheker, Initiator des Behindertensports bei TuRa Elsen, der uns als Ansprechpartner aber sicherlich weiterhin zur Verfügung stehen wird. Des Weiteren zwangen uns die Umbaumaßnahmen in den Schlosswerkstätten und die damit verbunden Umzüge einzelner Abteilungen zu Zwischenlösungen. Bestehende Sportgruppen mussten aufgelöst, noch mehr Gruppen mussten in den neuen Zweigstellen am Frankfurter Weg und in der Stettiner Straße geschaffen werden. Neue Übungsleiter (Boris Köring, Monique Lauströr, Christina Strodick) wurden eingearbeitet, genauso wie neue Stadtsportverband-Zivis (Michael Volmari und Torsten Schultz). Weiterhin bleiben diese beiden Leihkräfte des Stadtsportverbandes unverzichtbar, zumal die SSV-Zivis zuletzt auch nach ihrem Dienst dem Behindertensport als Übungsleiter erhalten blieben (wie Christian Schulze und Gunnar Brand). Die Debatte um die Abschaffung des Zivildienstes betrachten wir daher mit großer Sorge ? ohne Zivis kein Behindertensport.
Zwei weitere sportliche Ereignisse im vergangenen Jahr waren das Festival des Sports im Juni und das Integrative Sportfest im November, an denen die Tanzgruppen von Heike Schäfers und Christiana Marsh sowie die neu gegründete Fußball AG von Michael Volmari teilnahmen.
Auch eine Familienfreizeit stand im Jahr 2000 wieder auf dem Programm: Mitte November fuhr die Familienfreizeitgruppe für ein Wochenende zum Emmerstausee.
Für das nächste Jahrtausend steht fest: Auch in Zukunft wollen wir nicht nur große Schlagzeilen, sondern viele kleine Geschichten schreiben.
Zum Abschluss möchten wir uns bei allen bedanken, die uns 2000 so toll unterstützt haben.

Sebastian Sperling

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